Reisemobilfreunde Eulenspiegel

 

Fahrt ins Elbsandsteingebirge vom 30.04. - 12.05

Am Mittwoch Nachmittag bin ich der erste, der nach einer angenehmen Fahrt in Ulbersdorf in der Nähe von Sebnitz eintrifft. Der nette Wirt des Almenhofes hat uns in den vergangenen Jahren schon mehrfach seinen Parkplatz als Womostellplatz zur Verfügung gestellt. Auch in diesem Jahr sind wir willkommen. Bei einem Bierchen in der Gasstätte habe ich die Gelegenheit einen Blick in eine von einem langjährigen Dauergast des Almenhofes handschriftlich mit viel Initiative erstellte Chronik von Ulbersdorf sowie viel Wissenswerts über die sächsische Schweiz zu lesen. Der Wirt gibt dieses Schriftstück gerne seinen Gästen zum Stöbern: wirklich lesenswert.

Abends wird in direkter Nachbarschaft zur Gaststätte das traditionelle Maifeuer entzündet. bei Bier und Bratwurst lassen sich die Ulbersdorfer, aber auch die Gäste vom Feuer in den Bann ziehen. Das Spektakel dauert für einige Zuschauer, inbesondere für die Jugend bis zum frühen Morgen.

Der Wirt hat uns für den 1. Mai eine Wanderung empfohlen, die im tschchichen Teil der sächsisch - böhmischen Schweiz beginnen soll. Wir fahren am Donnerstag Morgen im Womo der Familie Frank über Bad Schandau in Richtung tschechische Grenze. Die erheblichen Gebäudeschäden, verursacht durch das Hochwasser im Herbst 2002 sind unübersehbar. Überall wird gebaut und gewerkelt. Der Grenzübergang ist jedoch als Spätfolge des Elbhochwassers von den Tschechen noch nicht wieder freigegeben. Deutsche Grenzer weisen uns pflichtbewusst zurück.

 

Nicht alle Hochwasseropfer haben die für die Renovierung notwendigen Mittel erhalten und verkünden Ihren Missmut an den Wänden ihrer zerstörten Häuser.

Wir entschließen uns die Wanderung von Schmilka aus, dem malerischen deutschen Grenzort zu starten. Im Ort lesen wir an einer alten Mühle diese Steintafel:

Nett - nicht wahr?

Über eventuelle Zusammenhänge zu dem Transparent an der Hauswand mag sich der Leser seine eigenen Gedanken machen....

Steil geht's bergauf. Die Mühe wird bei dem herrlichen Wetter mit schönen Rundblicken über die Landschaft belohnt. Nach einer Verschnaufpause fällt die Entscheidung für den richtigen Weg leichter:

Der Freitag soll genutzt werden, um die "Bastei", das eindrucksvolle Sandsteinmassiv oberhalb von Bad Schandau und sicher eine der schönsten touristischen Attraktionen der sächsische Schweiz zu besuchen. Wir waren in den vergangenen Jahren schon dort und wissen um die Schönheit dieser Landschaft. Wieder im Womo der Franks fahren wir auf den "Park and Ride" Parkplatz unterhalb des Felsens. Von hier aus verkehren Busse, um die Vielzahl der täglich anreisenden Touristen noch oben zu befördern. Wir erwischen einen doppelstöckigen Bus mit offenem Dach. Vom oberen Parkplatz aus folgen wir den vielen Menschen. Wegen der Weitläufigkeit des Geländes verteilen sich die vielen Leute jedoch schnell. Die wirklich atemberaubenden Blicke über die zerklüftete Landschaft und hinab ins Elbtal entschädigen für den Touristenrummel.

Wir entschließen uns zu einem Spaziergang der besonderen Art: Nach dem steilen Marsch hinab bis zum Elbufer wandern wir entlang am malerischen Amselsee und dem Amselfall, der den See speist, in Richtung "Schwedenlöcher". Hier führt uns eine steile Treppe mit 800 Stufen !!! wieder nach oben. Nicht nur die Raucher bereuen beim Aufstieg jede Zigarette zuviel. Auch als Nichtraucher merkt man, wo die Grenzen der eigenen Kondition liegen. Spaß macht's trotzdem.

Wir beschließen vor der Rückfahrt nach Ulbersdorf einen Abstecher zum "Polenmarkt" jenseits der Grenze Mitten in Sebnitz zu unternehmen. Der MAN ist durstig und Michael ist sich sicher, dass der Sprit in Dolni Poustevna billiger ist. Außerdem scheint der Tank so gut wie leer zu sein. Das zeigt sich dann in Sebnitz 100m vorm Grenzübergang. Der Motor fängt verdächtig an zu husten, was in der Regel auf Luft im Filter als Folge von Luft im Tank zu bewerten ist. "Nur nicht jetzt...." denkt sich jeder, zumal der MAN bei reichlich gesaugter Luft aufwendig entlüftet werden muss (wegen des Alkovenaufbaus sind Pumpe und Entlüftungsventil im Motorraum nur schwer erreichbar weil das Fahrerhaus nicht umgeklappt werden kann). Nun - der Motor beruhigt sich zunächst wieder und wir rollen zum Grenzübergang. Der tschechische Grenzbeamte will uns nicht hereinlassen - LKW Verbot. Es wird diskutiert. Der deutsche Grenzbeamte sagt seinem tschechischen Kollegen "Er soll nicht so ein Theater machen - und so was will in die EU....!" Schweißperlen bei allen im Womo - hoffentlich bleibt der Motor nicht stehen. Während des folgenden Wendemanövers mit dem fast 9m langen Womo am engen Grenzübergang will uns der Tscheche einweisen. "Hier ist Deutschland. Hier weise ich ein. Geh' zurück nach Tschechien" Dieses (und noch andere Dinge) sagt der deutsche Grenzbeamte seinem Kollegen. Der Motor bleibt an und wir stellen das Womo auf einem nahegelegenen Parkplatz ab. Nix mit billigem Sprit - der Reservekanister muß herhalten.

Wir gehen zu Fuß zum Grenzübergang. Der Polenmarkt ist kein Polenmarkt, sondern nahezu ausschließlich Vietnamesen, von den Sachsen "Fitschies" genannt, bieten Brauchbares und Unbrauchbares zu vermeintlich günstigen Preisen an. Nach dem Überqueren der Grenze fühlt man sich in eine undefinierbare Halbwelt versetzt, die daran zweifeln lässt, ob hier alles mit rechten Dingen zugeht.  Ich kaufe ein Flasche Becherovka und die Eltern von Birgit kaufen billige (Marken)Zigaretten.

Zurück am Stellplatz gibt es zum Kaffee die morgens beim Dorfbäcker frisch bestellte sächsische Eierschecke (ist's richtig geschrieben?) die der Bäcker hoffentlich ohne Kalorien für uns gebacken hat.

 Spätestens nach dem zweiten Stück des ausgezeichnet schmeckenden Kuchens merkt man dann, dass die Kalorien doch nicht vergessen wurden: alle sind pappsatt.

Zur Verdauung unternehmen wir einen Kurzausflug mit dem Zweirad in die nahe Umgebung.

Der nächste Tag bring uns zum schönen Schloss Pillnitz mit seinem noch schöneren Schlossgarten. Seltene Bäume aus aller Herrenländer können hier bewundert werden. Für einen hat man eigens einen großen gläsernen Pavillon gebaut - damit er nicht friert. Das  Schloss liegt direkt an der Elbe. Wir haben die Gelegenheit einen der alten noch auf dem Fluss verkehrenden Raddampfer, der heute allerdings von einem Dieselmotor angetrieben wird, zu bestaunen.

Die Rückfahrt bringt dann für Vater Frank noch ein besonderes Vergnügen. Sohn Daniel hat während der Fahrt am Armaturenbrett den Schalter für die Differentialsperre betätigt. Die Sperre lässt sich auch nach dem Zurückschalten des Schalters nicht dazu überreden, das Hinterachsgetriebe wieder freizugeben. Da die Weiterfahrt mit gesperrter Hinterachse für den MAN überaus ungesund ist, wird ein geeigneter Parkplatz zwecks durchzuführender Montagearbeiten angefahren. Unter den kritischen Blicken aller Mitreisenden und unter Mithilfe von Daniel gelingt es Michael, der unter dem Womo liegend um die Reparatur bemüht ist, die Hinterachse wieder flott zu bekommen. Das Donnerwetter für Daniel hält sich in Grenzen - Gott sei Dank.

Der Sonntag ist für die Rückfahrt vorgesehen. Es war ein schönes Wochenende bei gutem Wetter. Wir werden eine solche Fahrt sicher wiederholen.

Klaus